
BDSM:aktueller Trend oder ganz normal?
dfsdfdf
BDSM: Pervers, aktueller Trend oder ganz normal?
Beim Thema BDSM scheiden sich die Geister. Zwar haben der österreichische Baron zu Sacher-Masoch und der französische Marquis de Sade ihre Namen für die „dunkle Seite“ der Erotik beigesteuert. Trotzdem galt das härtere Spiel lange Zeit als eine Form der Perversion. In diese Schublade wurde allerdings auch die Homosexualität geschoben, was man heute bekanntlich vollkommen anders sieht. Alleine das ist Grund genug, auch das Thema BDSM neu zu hinterfragen. Was also hat es damit auf sich?
Die Wirkungsweise ist wissenschaftlich untersucht
Bereits im Jahr 1983 führte der amerikanische Sexualforscher David Barlow ein Experiment mit zwölf männlichen Probanden durch. Diese wurden mit einer Sensorik an verschiedenen Körperstellen (inklusive Genitalien) verkabelt und sahen einen Pornofilm. Die gemessene sexuelle Erregung war mit einem elektrischen Stimulator verknüpft. Der Fernsehbildschirm zeigte neben dem Pornofilm drei Lämpchen, die in zufälliger Reihenfolge blinkten. Das erste wies auf die hohe Wahrscheinlichkeit hin, dass der Proband einen Elektroschock zu erwarten hat. Das zweite ebenfalls – aber nur dann, wenn die sexuelle Erregung unterhalb eines bestimmten Wertes blieb. Das Aufleuchten des dritten Lämpchens hatte keine Folgen.
Die Erwartung des Forschers war klar: Da das Aufleuchten der ersten Lämpchen einen wahrscheinlichen Schmerzreiz ankündigte, sollte die Erregung in diesem Augenblick zurückgehen. Doch zu Barlows Überraschung war bei den meisten das Gegenteil der Fall: Bereits im Moment des Aufleuchtens stieg die Erregung sogar noch an. Damit konnte zum ersten Mal der direkte Zusammenhang zwischen Lust und Schmerz gemessen werden. Genau in diesem Bereich setzen die meisten BDSM Toys ebenfalls an.
Warum stehen Menschen auf das Erleben oder das Zufügen von Schmerzen?
Auf diese Frage hat die Wissenschaft nach wie vor keine finale Antwort gefunden. Sicher ist, dass das Lust- und das Schmerzzentrum im Gehirn dicht beieinander liegen und es zwischen beiden erwiesenermaßen Wechselwirkungen gibt. Einige Forschende sind der Ansicht, dass die Urmenschen durch solche Mechanismen eine größere Schmerztoleranz besaßen – was in einem Zeitalter ohne Schmerzmedikamente definitiv einen Vorteil bedeutete.
Heute sind Schmerzen durch Medikamente meistens sehr gut behandelbar. Für nicht wenige Menschen liegt in einigen Formen des Schmerzes allerdings ein starker, positiv behaftete Reiz. Das deutsche Forsa-Institut hat im Auftrag des Magazins „Stern“ im Jahr 2015 eine Umfrage durchgeführt: 24 Prozent der befragten Deutschen gab an, BDSM-Praktiken als reizvoll zu betrachten, 15% hatten die entsprechenden Praktiken bereits mindestens einmal ausprobiert. Unter diesen Gruppen bezeichneten sich 30% als unterwürfig, 26% als dominant und 42% gaben an, zwischen beiden Rollen „zu switchen“.
Es wäre zu einfach, die Welt in BDSM’ler und „Normalos“ zu unterteilen
Man kann davon ausgehen, dass die Zahlen aus der Forsa-Studie heute tendenziell eher höher als niedriger wären, woran die Medien und der anhaltende Erfolg der 50 Shades of Grey-Reihe ihre Anteile haben. Trotzdem lässt sich der Bereich der härteren Erotik nicht einfach in die Schubladen „dominant & sadistisch“ und „devot & masochistisch“ unterteilen. Denn erstens hat sich bereits in der Umfrage die mit Abstand größte Gruppe als Switcher bezeichnet, fühlt sich der unterwürfigen Rolle also ebenso nahe wie der dominanten. Zweitens ist die tonangebende Person zwar meistens auch sadistisch, sie kann aber auch Lust am Empfinden von Schmerzen empfinden. Das Gegenstück dazu ist die unterwürfige Rolle in der man dennoch bereit ist, seinem Gegenüber Schmerzen zuzufügen. In der Fachwelt spricht man von „Topping from the Bottom“.
Nicht ganz klar ist, wie viele Menschen sich einer dritten Gruppe zugehörig fühlen: Viele Fetischisten finden Materialen wie Lack, Leder oder Latex sexuell stimulierend, können schmerzhaften Erotik-Praktiken aber überhaupt nichts abgewinnen.
Fazit?
In der Fachwelt geht man davon aus, dass es nicht nur weit mehr als zwei klar definierbare Geschlechter gibt. Auch die Erotik hat unzählige Facetten, in denen Lust und Schmerz unterschiedlich große Anteile haben können. Solange niemand ernsthaft zu Schaden kommt und alle Beteiligten freiwillig mitmachen, gibt es jedenfalls keinen triftigen Grund, BDSM als Perversion zu bezeichnen. Die Handschellen dürfen also im Nachtkästchen bleiben - oder kommen vielleicht schon in der nächsten Nacht mal wieder zum Einsatz?