Österreich droht einige seiner Casinos zu verlieren
Österreich steht vor der Neuvergabe seiner Casino-Lizenzen. Diese sind im Glücksspielgesetz mit maximal 15 an der Zahl festgeschrieben, aktuell sind davon lediglich zwölf Konzessionen vergeben. Doch der erste Teil dieser Lizenzen läuft Ende des Jahres 2027 aus, das birgt die Gefahr in sich, dass es zukünftig zu einer Aufsplittung kommt.
Noch behauptet sich der Monopolist
Immerhin geht es in der bevorstehenden Ausschreibung der Lizenzen um das sogenannte Stadtpaket. Dieses beinhaltet die Standorte in Wien, Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und Bregenz. Ein Jahr später laufen dann auch die Lizenzen für das sogenannte Landpaket aus. Dieses umfasst die Standorte Baden, Velden, Kitzbühel, Kleinwalsertal, Seefeld und Zell am See.
Schon seit langem ist bekannt, dass die Rentabilität der einzelnen Standorte durchaus unterschiedlich ist. Mit der geplanten Neuregelung des österreichischen Glücksspielgesetzes und den damit verbundenen Steuererhöhungen auf das Glücksspiel, droht Österreich in Zukunft einige seiner Casinos zu verlieren.
Damit drohte jedenfalls der Generaldirektor der Casinos Austria AG. Diese befindet sich seit einigen Jahren in privater Hand und bringt sich schon jetzt in Position für die kommenden Ausschreibungen. Immerhin erwarten Experten, dass sich auch diesmal andere Betreiber um die Zuteilung der begehrten Lizenzen in Stellung bringen werden.
Die Novomatic ist raus
Zwar ist mit der Novomatic der Konkurrent vor der Haustür nicht mehr an Geschäften in Österreich interessiert, doch zahlreiche Bewerber aus dem Ausland waren schon bei der letzten Ausschreibung an eine Ausweitung ihrer geschäftlichen Aktivitäten interessiert.
Doch zuletzt hielt das Monopol, alle Lizenzen für standortbasierte Spielbanken, die Online-Lizenzen und jene für Lotterien gingen an die Casinos Austria. Die Kritik an dieser Vorgangsweise war damals durchaus heftig, eine Wiederholung droht auch diesmal. Für die Casinos Austria geht es darum, ihre Vormachtstellung zu halten und zu verteidigen. Dem Konzern droht Gefahr an mehreren Fronten, daher stellt das Unternehmen vorsorglich einige seiner Standorte auf den Prüfstand.
Casinoschließungen als Waffe gegen Steuererhöhungen?
Dazu gehören immerhin fünf von zwölf Standorten, oder 30 bis 40 Prozent der Spielbanken. Konkret sind davon die Casinos in Velden, Seefeld, Kleinwalsertal, Kitzbühel und Zell am See betroffen. Auch das Casino Baden ist seit Jahren immer wieder in Diskussion. Damit wären alle Standorte des Landpakets mehr oder weniger in Gefahr.
Mit der Drohung möchte der Konzern offenbar die Steuerpläne der neuen Bundesregierung doch noch abwenden. Diese sehen vor, dass die Einnahmen aus dem Glücksspiel im nächsten Jahr um rund 130 Millionen Euro, im Jahr 2027 um 150 Millionen Euro und ab 2028 gar um 200 Millionen Euro steigen.
Angesichts dieser finanziellen Mehrbelastung sieht der Casino-Boss sein Unternehmen in Gefahr. Doch die Pläne würden seine Unternehmensgruppe besonders hart attackieren, das brächte die Kontinuität in Gefahr, sagt er in einem Interview mit den Salzburger Nachrichten.
Online unter Druck der Konkurrenz aus dem Ausland
Diese Vorsicht ist verständlich immerhin geht es für die Casinos Austria ab 2027 um viel. Schon jetzt kämpft die Tochterfirma Win2day mit der Konkurrenz im Netz. Die einzige österreichische Online-Lizenz schützt das Online-Casino nicht vor Betreibern mit Lizenzen aus anderen EU-Ländern.
Glaubt man Experten dann beherrschen die Top Online Casinos in Österreich rund zwei Drittel des Marktes, Win2day hat trotz exklusiver Lizenz das Nachsehen. Mittlerweile hat man sogar in Wien einen eigenen Live-Casino-Standort für das Online-Casinos aufgebaut, das deutet darauf hin, dass der Konzern fix mit der Zuteilung der nächsten Online-Lizenz rechnet. Doch die Drohung, bei Steuererhöhungen einzelne Standorte zu schließen, könnte sich als strategische Falle erweisen.
Strategische Falle?
Immerhin vergibt der Staat zunächst jene Spielbanklizenzen, die in den Städten des Landes liegen. Diese laufen zuerst aus. Sollten die Casinos Austria zu viel Druck auf die Politik erzeugen, könnte diese versucht sein, Konkurrenten den Markteintritt zu ermöglichen. Diese könnten versucht sein, ein Gesamtpaket anzubieten, das auch die Casinos in ländlicheren Gebieten umfasst.
Dann würde sich die Drohung einzelne Casinos zu schließen als Schuss ins eigene Knie der Casinos Austria erweisen. Doch der Konzern hat noch ein Ass im Ärmel. Dieses betrifft jene Konzession, die Teil der Lizenz der Österreichischen Lotterien ist.
Diese umfasst auch die Möglichkeit in Österreich vermehrt sogenannte Video Lottery Terminals auszustellen. Diese lassen sich von herkömmlichen Spielautomaten nicht unterscheiden. In Wien kam es bereits vor vielen Jahren zu einem Verbot des sogenannten kleinen Glücksspiels, also der Möglichkeit Spielautomaten aufzustellen.
Poker um die Video Lottery Terminals?
Mithilfe der Video Lottery Terminals lässt sich dieses Verbot umgehen, dies ist bereits vor Jahren passiert. Doch die Lizenz lässt sich auf bis zu 5.000 Geräte in ganz Österreich ausweiten, diese Zahl wird derzeit bei weitem nicht erreicht. Mit einer vorgeschriebenen Höchstanzahl von 50 Geräten pro Standort könnten die Casinos Austria über ihre Tochtergesellschaft Österreichische Lotterien das ganz Land mit 100 Standorten überziehen. Derzeit existieren lediglich 20 davon mit einer Anzahl zwischen 15 und 50 Terminals. Ein Hochfahren auf die Maximalanzahl würde die Glücksspiellandschaft neuerlich verändern. Entsprechende Pläne für eine Ausweitung gibt es bereits seit Jahren.
Neuer Anlauf für 15 Casinos?
Doch auch der Staat hat im Poker um die neuen Lizenzen noch ein Ass im Ärmel. Das Glücksspielgesetz schreibt derzeit eine Höchstanzahl von 15 Standorten für Casinos vor. Vergeben wurden jedoch lediglich 12 davon, obwohl zunächst auch 3 zusätzliche Standorte in Wien und Niederösterreich ausgeschrieben und vergeben wurden. Doch das Bundesverwaltungsgericht kippt nach einer Beschwerde der Casinos Austria diese Vergabe, der Staat verzichtete in Folge auf eine Neuausschreibung.
Der Protest der Casinos Austria war damals wirtschaftlich nachvollziehbar, schließlich sollte die Konkurrenz zum Zug kommen. Deren geplante Casinos hätte die Rentabilität der Casinos-Austria in Mitleidenschaft gezogen. Doch eine Ausweisung könnte auch diesmal passieren. Die Casinos Austria kämpfen also um ihre Vorherrschaft, immerhin zählt das Unternehmen zu den bekanntesten Marken im Land. Diese ist nicht nur für seine Spielbanken, sondern auch für seine Restaurants mit vielen kulinarische Inspirationen und sein Sponsoring bekannt. Entsprechend wirft der Konzern schon jetzt sein ganzes Renommee in die Waagschale.
Vorerst bleibt dies alles jedoch Spekulation, solange die Bundesregierung nicht einen Entwurf für das neu österreichische Glücksspielgesetz vorlegt. Erst dann sind die Eckpunkte der zukünftigen gesetzlichen Neuordnung bekannt.